Ich finde es immer wieder schön, etwas aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Im November schrieb Judith „Ich denke immer an dich, wenn ich an meinem Schreibtisch sitze, weil dort direkt vor mir, dein Kalender steht. Das Zitat im November ist mein absoluter Lieblingsspruch.“
Ich war neugierig und lud Judith ein, ihre Gedanken zum aktuellen Monatszitat des „Komm und verweile“ Kalenders aufzuschreiben. Vielen Dank liebe Judith an dich, dass du meiner Einladung gefolgt bist.
Nun übergebe ich das Wort. Viel Freude beim Lesen.
Der Spruch “Alles hat seine Zeit“ begleitet mich schon lange. Oft hat er mir in schwierigen Situationen geholfen, anzunehmen, was ist oder auch was nicht ist. Insbesondere in den letzten Jahren habe ich mich sehr sehr viel mit dem Gedanken beschäftigt, meine Führungsposition in einem großen Konzern aufzugeben und mich selbstständig zu machen. Vieles sprach dafür: im Rahmen meiner internationalen Tätigkeit konnte ich viele Erfahrungen in der Personalentwicklung sammeln, konnte unterschiedliche Führungskräfte kennenlernen und begleiten, sowie von ihnen lernen. Selber habe ich Führungserfahrung mit unterschiedlichsten Teams gesammelt. Außerdem schloss ich bereits vor zehn Jahren meine Ausbildung als systemischer Coach ab. Zusammen genommen eine gute Basis für meine selbstständige Tätigkeit als Coach und Organisationsberaterin. Und trotzdem ein riesiger Schritt, der wohl überlegt sein sollte. Immer wieder sagte ich mir, ich werde es schon merken, wenn die Zeit reif ist. So war es dann auch in diesem Sommer, als ich vor der Entscheidung stand, nach der Elternzeit wieder in den Job zurückzukehren. Es fühlte sich einfach nicht gut und richtig an, wieder in der alten Wirkungsstätte tätig zu sein, während zu Hause zwei kleine Kinder auf mich warteten. Nach einem sehr emotionalen zunächst inneren dann äußeren Verabschiedungsprozess habe ich mich dann von meinem langjährigen Arbeitgeber getrennt.
Nun war wieder der Druck da. Jetzt, wo die Entscheidung getroffen war, musste ich mich doch voll und ganz in die Selbstständigkeit stürzen. Ein Business Plan muss geschrieben werden, ein Marketing Konzept, meine Zielgruppe und das Angebot sehr genau konkretisiert werden… Ich fühlte mich wie gelähmt. Jede Frage von Außenstehenden danach, wie weit ich denn schon sei, ob ich schon Aufträge habe, löste in mir sofort Unbehagen aus. Der Druck wurde noch größer. Immer wieder erinnerte ich mich daran, dass ich sehr bewusst entschieden hatte, zunächst ein paar größere private Projekte abzuschließen und dann erst mit dem Aufbau meiner Selbständigkeit zu beginnen. Doch die Zweifel, ob dies wirklich richtig war, kamen immer wieder. Ich fühlte mich mehr und mehr blockiert, fing dann hier und da völlig unstrukturiert doch etwas an, was dann natürlich nicht wirklich durchdacht war (das nennt
man wohl „Aktionismus“!!!). Zusammengefasst fühlte ich mich überfordert und gestresst. Keine gute Grundlage für den Start in eine erfolgreiche Selbständigkeit.
Genau im richtigen Moment las ich dann das Zitat in Christianes Kalender:
„Dass alles seine Zeit hat, heißt auch, dass alles seine Zeit braucht.“
Es war, als hätte Christiane beim Erstellen des Kalenders geahnt, wo ich im November dieses Jahres stehen werde und dass es für mich dringend an der Zeit war, auf die Bremse zu treten. Das tat ich. Zunächst mal habe ich mich darauf besonnen, was ich schon alles geschafft habe. Ich habe einen eigenen Blog zu den Themen Coaching & Achtsamkeit, ich habe mein eigenes Logo entwickelt, Visitenkarten bestellt, einen Coaching Auftrag, zwei Projekte im Bereich Organisationsentwicklung. Wow, und das alles, obwohl ich mir die ganze Zeit eingeredet hatte, noch gar nicht begonnen zu haben.
Mit reflektiertem Blick war es einfach so, dass der lange Prozess, in dem ich meine Selbständigkeit innerlich vorbereitet habe (vergleichbar mit einer Schwangerschaft) schon längst Teil der Selbständigkeit war. Ein Menschenleben ist ja schließlich auch schon da, bevor die tatsächliche Geburt stattfindet.
So braucht einfach alles seine Zeit und mein Schritt in die Selbständigkeit braucht ebenfalls Zeit. Wie lange, weiß ich heute noch nicht. Ich weiß jedoch, dass die Zeit genau jetzt ist! Dies sagt mir mein tiefes Urvertrauen. Und ich versuche nicht mehr so viel auf äußere Bewertungsraster zu schauen, wann was wie weit sein muss. Sondern viel mehr hinein zu spüren, ob sich der jeweilige Status Quo gut und stimmig anfühlt. Wenn das so ist, ist es auch nicht wichtig, was irgendein Gründungs-Ratgeber empfiehlt. Denn es ist ja schließlich mein ganz individueller ebensweg, der keinem Schema folgen, sondern mich ausfüllen soll. Da schließt sich der Kreis: „Das alles seine Zeit hat, heißt auch, dass alles seine Zeit braucht.“
Judith Gördes
Christiane habe ich während meiner Ausbildung zum Inner-Balance-Coach kennen und schätzen gelernt. Uns beide verbinden viele Gemeinsamkeiten, die Liebe zu unseren Kindern und eine große Sympathie von Anfang an. So war Christiane für mich in den letzten Jahren eine ganz besondere Inspirationsquelle. Dafür bin ich sehr dankbar. Ursprünglich habe ich mal Medienwirtschaft studiert, dann viele viele Jahre in verschiedenen Personalbereichen in einem Medienkonzern, einer Agentur und einem Start-Up gearbeitet und meinen Weg als freiberufliche Coach vorbereitet. Ich lebe mit meinem Mann und meinen zwei wundervollen Söhnen in Bielefeld. In der wenigen Zeit, die sonst noch bleibt, beschäftige ich mich viel mit ganzheitlichen Heilmethoden, mache gerne Yoga, gehe wandern und lebe meine Kreativität mit Basteln und Nähen aus.
Liebe Judith, vielen Dank fürs Teilen und alles Gute auf deinem Weg.
Solltest du auch ein Lieblingszitat haben, dann melde dich gern bei mir. Ich freue mich auf zukünftige Gastbeiträge, denn mit jeder Stimme wird „Komm und verweile“ ein bisschen bunter und vielfältiger.
Wir lesen uns bald wieder!
Deine Christiane
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