Träume auf Pause

2018 begegneten wir uns das erste Mal, es war Liebe auf den ersten Blick. So wild, so lebendig, so viele unberührte Natur und immer das Meer an der Seite. Es war der „South West Coast Path“, der mich in seinen Bann gezogen hatte und von dem ich wusste, wir müssen uns wiedersehen. Und so setzte sich die Idee in meinem Kopf fest, einmal vielleicht zusammen mit einer Freundin auf dem South West Coast Path (SWCP) zu wandern.

Meine erste Begegnung mit dem South West Coast Path im Juli 2018

Langsam reifte die Idee und es fanden sich auch zwei Freundinnen, die mich begleiten wollten. 2020 sollte es losgehen, doch leider machte es Corona noch nicht möglich und so verschoben wir auf dieses Jahr. Im Dezember wählten wir die Route und buchten die Unterkünfte. Wow, fühlte sich das toll an. So greifbar, so wunderschön. Eine Woche Auszeit, Wandern auf dem South West Coast Path. Was für eine Vorfreude.

Doch dann kam alles anders. Im Januar erhielten wir eine Nachricht, die unser Familienleben komplett auf den Kopf stellte. Vielleicht erzähle ich irgendwann mehr davon, noch bin ich nicht bereit dazu. Es war eine Nachricht die uns den Boden unter den Füßen wegriss und verdaut werden musste. Klar war, ich werde in meiner Rolle als Mutter in der kommenden Zeit wieder viel mehr gefordert sein. Und eine Woche wegfahren ist erstmal nicht möglich. Ich konnte mir es auch gar nicht mehr vorstellen. Schweren Herzens sagte ich meinen beiden Freundinnen ab.

Morgen ist es soweit, die beiden steigen in den Zug und fahren los. Und am Donnerstagmorgen starten sie in Minehead die 1. Etappe ihrer Wanderung auf dem SWCP.

Traum auf Pause, was nun?

Mein Herz ist schwer und doch weiß ich, es war die richtige Entscheidung. Der Pfad ist lang und nach der Wanderung meiner Freundinnen bleiben noch viele Etappen übrig (der ganze Wanderweg ist 1014km) lang. Und  es wird auch wieder eine Zeit geben, wo es möglich ist, eine solche Reise zu machen.

So ist das manchmal, wir sind auf dem Weg Träume zu verwirklichen und plötzlich kommt das Leben dazwischen. Durch einen Schicksalsschlag gerät alles durcheinander und wir fühlen uns einfach nur machtlos.

Es tut weh und doch ist es nicht zu ändern. Was ich aber ändern kann und worauf ich Einfluss habe, ist wie ich mit dieser Situation umgehe.

Variante 1 – Im Schmerz baden

Ich kann den Schmerz in Ärger umwandeln, ich kann in Selbstmitleid baden und immer wieder nach Gründen suchen, warum das ausgerechnet mir passieren musste. Ich kann mich also voll in die negative Energien stürzen. Doch was hab ich davon? Macht es die Situation besser für mich, leichter erträglich. Nein, im Gegenteil, ich fühle mich noch schlechter.

Variante 2 – Was ist noch möglich?

Ich kann die Situation auch erstmal so annehmen wie sie ist und dann nach und nach überlegen, wie ich diesem Traum mit meinen momentanen Rahmenbedingungen näher kommen kann. Das heißt: ich schaffe positive Energie. Denn mit dieser positiven Energie wird es leichter für mich mit den Umständen umzugehen. Die Energie hilft mir wieder in meine Kraft zu kommen.

Was dabei hilft sind diese beiden Schritte:

Schritt 1 / Frage 1: Wofür steht dieser Traum?

Hinter jedem Traum steckt eine Sehnsucht, ein Gefühl was ich gern erleben möchte.  Was ist es in meinem Fall?

  • FREI HABEN UND FREI SEIN: Dieser Wanderurlaub mit meinen Freundinnen heißt für mich in erster Linie „frei sein“. Frei von all der Verantwortung die man als Mutter von 3 Kindern, Angestellte, Selbstständige usw. hat. Einfach mal nur für mich selbst verantwortlich sein, morgens nur mich allein fertig machen, mich an einen gedeckten Frühstückstisch setzen, abends Essen gehen, keine Wäsche waschen, kein Staubsaugen … nur wandern 😉 . Meine Tage nach meinen Wünschen zu gestalten. Mit meinen beiden Freudinnen ist das alles auch ganz zauberhaft unkompliziert möglich. Also Freiheit pur.
  • ABENTEUER: Dieser Wanderurlaub steht für mich für Abenteuer: Morgens noch nicht wissen was der Tag bringt. Neue Orte entdecken und neue Menschen kennenlernen.
Godrevy Point
  • BEWEGUNG, DIE MICH HERAUSFORDERT: Diese Wanderung steht für Bewegung, die mich herausfordert. Viele km wandern am Stück, Höhenmeter. Sich so bewegen, dass man abends glücklich erschöpft ins Bett fällt.
  • FREUNDINNENGESPRÄCHE: Und diese Wanderung steht auch für Zeit mit meinen Freundinnen. Zeit, um mal richtig ausführliche Gespräche zu führen, Gespräche, die über das schnelle „auf den neusten Stand bringen“ hinausgehen. Gespräche, die ehrlich sind, tiefgründig und das Herz erfüllen. Auf so einer Wanderung ist dafür mal richtig viel Zeit.

Schritt 2 / Frage 2: Was kann ich in der momentanen Situation tun um diese Sehnsucht zu stillen?

Jetzt wo ich weiß, welche Sehnsüchte hinter diesem Traum stecken, überlege ich, wie ich mir diese Gefühle jetzt in meinen Alltag holen kann. Ja es gibt Rahmenbedingungen, die mich gerade begrenzen und doch ist immer noch einiges möglich. Und je länger ich darüber nachdenke, um so mehr Ideen kommen mir. Hier ein paar Beispiele:

  • Ich kann zwar keine ganze Woche wegfahren, aber übers Wochenende ist es möglich. Und so habe ich mir für ein paar meiner IBC-Ausbildungswochenenden ein Zimmer in meinem Lieblingshotel gebucht. 2 Tage „frei sein“, zwei Tage verwöhnen lassen im Hotel und den Tag für die Ausbildung in aller Ruhe gestalten. Und im Nachgang sogar Zeit haben, den entstanden Impulsen nachzuhängen.
  • Die nächste Wanderung ist schon geplant, es wird eine Tagestour mit zwei anderen Freundinnen, Mammut-Marsch über 30km. Das bedient dann auch die Sehnsucht nach Bewegung, die herausfordert und auch da wird genug Zeit für Gespräche mit Freundinnen sein.
  • Auch mit meinen beiden anderen Freundinnen sich schon Mädelsabende geplant mit Zeit für Bewegung und Gespräche.
  • Es gibt immer mal kleinen Gelegenheiten des „frei seins“ und zu denen sag ich jetzt einfach öfter mal ja. Ich warte nicht auf die eine große Auszeit, sondern gönne mir immer mal eine kleine. Das passt gerade sowieso viel besser.

Resümee

Ich fühle immer noch Wehmut, das will ich gar nicht schön reden. Doch dazu gesellt hat sich nun Vorfreude auf diese kleinen Highlights, die meine Sehnsucht auch erfüllen. Und irgendwann in ein paar Jahren werde ich auch den Traum von meiner Wanderung auf dem SWCP umsetzen. Daran glaube ich ganz fest. Bis dahin reise ich in Gedanken mit meinen Freundinnen mit und lese zu Hause nochmal das Buch „Der Salzpfad“. In diesem Buch erzählt die Autorin Raynor , ihre eigene sehr ergreifende Geschichte, wie sie nach einigen sehr schweren Schicksalsschlägen kein zu Hause mehr hat und sich zusammen mit ihrem Mann auf die Reise macht, um den ganzen 1014km zu wandern.

1014km Wanderweg warten und irgendwann wir die Zeit kommen. Ich bin voller Zuversicht.

Mein Impuls für dich

Hast du Träume, die du momentan noch nicht umsetzten kannst? Hast du Lust auch mal ganz bewusst hinzuschauen welche Sehnsüchte dahinter schlummern? Und vielleicht hilft dir mein Beitrag dabei mal zu schauen, wie du diesen Sehnsüchten auch mit den aktuellen Rahmenbedingungen näher kommen kannst. Ich wünsche dir viel Erfolg dabei.

Wenn du mir von deinen Erfahrungen berichten möchtest, schreib mir gern. Ich freu mich drauf.

Wir lesen uns bald wieder!

Christiane

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Lena

    Du wanderst in unserem Gedanken mit 😍.

  2. Cathleen

    Liebe Christiane,

    als ich diesen Blog las, saßen wir im Zug nach Frankfurt und ich glaubte noch daran, dass wir am Tag darauf auf dem SWCP wandern werden. Ab Frankfurt Hbf. stellten wir uns noch frohgestimmt zahlreichen Planänderungen der Deutschen Bahn. Allerdings sank die Stimmung kurzzeitig, als wir in Paris in den Zug nach London nicht einchecken durften, da wir keine Reisepässe dabei hatten. Optimistisch bleibend klammerten wir uns an jeden noch so kleinen Strohhalm, aber nach wenigen Minuten stand fest: „Der SWCP will nicht, dass wir ihn ohne dich wandern!“
    Wir stornierten alle bereits gebuchten Unterkünfte, suchten uns ein Hotel in Paris und planten in der Nähe vom Eiffelturm bei einem „French Mule“ unsere Küstenwanderung in der Bretagne. Rückblickend war es das Beste was uns passieren konnte, denn nicht nur landschaftlichen, sondern auch kulinarisch sind wir voll und ganz auf unsere Kosten gekommen. Ganz nebenbei haben wir noch unsere Französischkenntnisse aufgefrischt.

    Mein Fazit: „Alles was passiert hat seinen Sinn und die spontansten Dinge sind oft die Besten!“

    Ganz liebe Grüße,
    Cathleen

Schreibe einen Kommentar